Da mich das Wetter heute sowieso vom Gärtnern abhält:
Die dem Verfall innewohnende Schönheit verlassender Gebäude und maroder Dinge fasziniert mich bereits seit meiner Kindheit.
Ruinen, Weggeworfenes, Rost und abblätternde Farbschichten haben mich einfach schon immer magisch angezogen - ich finde alte und verbrauchte Gegenstände größtenteils weitaus interessanter und dekorativer, als wenn sie neu und ordentlich wären, selbst wenn sie inzwischen nur noch eine geringe Bedeutung oder Wert haben.
Sie berühren mich einfach, reizen mich künstlerisch - optisch und haptisch - und versetzen mich in eine andere Stimmung, in eine andere Zeit - und meistens erzählen sie mir dabei auch eine Geschichte.
Leider sind sie in diesem Zustand aber schon allzu vergänglich, denn der
Verfall schreitet ja ständig fort, weshalb ich sie gerne wenigstens noch im Bild festzuhalten versuche; ich finde vor allem die Details besonders spannend.
Als kleines Kind hatte ich eine Dachkammer zum Spielen mit abblätternden Wänden, da konnte man fünferlei Walzmuster auf unterschiedlich farbigen Anstrichen freilegen - ich habe es geliebt diese feinen Schichten vorsichtig abzuheben. Ich wünschte, ich hätte wenigstens noch ein Foto davon.
Es ist wie eine Sucht, ebenso eine
Art Sehnsucht - nach Beständigkeit.
Das Vergängliche konservieren, um der Vergänglichkeit etwas entgegenzusetzen?
Auch im Garten lassen sich lohnende Objekte finden, drum nehm ich euch wieder zu einen Gartenspaziergang bei uns auf der Insel mit - heute zum rostigen alten Plunder (wie manche sagen würden) gucken ...
Dinge die Geschichten erzählen und kunstvoll altern dürfen -
und auch wenn die Schönheit inzwischen bröckelt...
Wie trivial sieht doch der gleiche Gegenstand im Vergleich dazu in Neu aus.
Man kann noch erkennen, was früher einmal war:
ablätternde Farben offenbaren hier auf einmal verschiedenen Zeiten gleichzeitig, wie eine kleine Zeitreise.
Ja, ursprünglich war es auch mal grün - dann grau, dann weiß gestrichen...
Und als ich vor über 30 Jahren hierher kam, war es bereits lang weiß lackiert und voller Algen...Ich bin gespannt, ob es nochmal hergerichtet wird - ist natürlich sinnvoll, aber der "Charme des Vergänglichen" ist dann leider erst mal wieder dahin -
irgendwie traurig, doch er käme ja später wieder.
Und auf der anderen Seite des Nachbargartens steht bereits das neue Tor, in Grün und adrett
den Ordnungssinn zufriedenstellend - ich muss direkt mal nachforschen, welches sie selber dekorativer finden.
Aber Schönheit liegt ja immer im Auge des Betrachters und bei aller Romantik, da mache ich mir nichts vor - die Dinge müssen ja trotzdem irgendwie benutzbar bleiben. Ich wohne auch lieber in einem intakten
Haus und schaue auf eine Ruine, als umgekehrt. Gleichzeitig ist es aber immer so ein bißchen eine Gratwanderung und darum
darf - wenigstens bei mir - in Haus und Garten so allerhand in Würde vergehen...
Auch Plastik verrottet, bei mir darf es das und wird nicht
gleich schnell mal entsorgt, so lange es doch noch einigermaßen nützlich ist.
Das Klebeband muss erneuert werden;
die Gießkanne will jedoch einfach nicht aufgeben, sie bleibt hartnäckig seit Jahren in diesem Zustand.
Füll ich halt etwas weniger ein, ist eh besser für den Rücken. Ja ich
weiß, andere werfen sowas rechtzeitig weg.
Ich warte, bis sie ganz
in Stücke fällt - für mich macht es so mehr Sinn. Jeder wie er mag.
Altes Schmiedehandwerk: Zusammengerostete Balkonteile, die wurden vor ca. 25 Jahren von den Nachbarn weggeworfen, weil sie einen Holzbalkon bekamen -
das fand ich viel zu schade und hab sie im Garten verwendet, sie stützen eine Strauchrose und wurden zu einfachen Gartentürchen und grenzen jetzt den Sterngarten, ein kleines Gartenzimmer, ein. Die Ornamente haben sich inzwischen kaum verändert, die halten wirklich was aus.
wie kann man nur sowas wegwerfen?
Und ein dekoratives Gitter von lieben Freunden, die ihren Garten auflösen mussten,
hat hier zusammen mit vielen anderen Teilen von ihnen seine neue Heimat gefunden.
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